Eine der schwersten Aufgaben eines Züchters ist die Auswahl des richtigen Welpen für den richtigen Menschen. Wobei – der erste Schritt ist es, auszuwählen und zu entscheiden, welche Menschen überhaupt einen Hund bekommen. Dies ist in erster Linie keine persönliche Entscheidung, sondern eine Entscheidung, welches Zuhause das optimalste für den Hund sein kann. Hierbei geht es nicht nur um materielle Gesichtspunkte, sondern auch darum, was mit dem Hund später gemacht werden soll (zum Beispiel Hundesport, Einsatz als Therapiehund oder auch der Einsatz als Rettungshund). Auch das persönliche Bauchgefühl, das man hat, wenn man Menschen gegenübersteht, ist ein ganz entscheidendes. Wir haben gelernt, dass man sich in jedem Fall auf sein Bauchgefühl verlassen sollte. Auch die Reaktion der erwachsenen Hunde auf Menschen kann ein Indikator sein. Doch zumeist bestätigen die Hundereaktionen das eigene Bauchgefühl. So verringert sich nach und nach der Kreis der Interessenten bis schlussendlich nur noch diejenigen übrigbleiben, die dann am Ende auch wirklich einen Welpen mit nach Hause nehmen können.

Dieser erste Auswahl-Prozess ist schon für Züchter gar nicht so einfach, denn man muss ja auch immer die Menschen enttäuschen, die dann keinen Hund – zumindest nicht aus dem aktuellen Wurf – bekommen. Tatsächlich spielen aber auch noch andere Faktoren in diese Entscheidungsfindung mit an. So kann es beispielsweise sein, dass Interessenten ein bestimmtes Geschlecht haben wollten, es aber gar nicht genügend Hunde dieses Geschlechts gibt. Solche Faktoren weiß man dann natürlich erst, wenn die Welpen eines Wurfs geboren worden sind. Manche Interessenten gehen dann zum nächsten Züchter, es gibt aber auch eine ganze Reihe Interessenten, die dann bis zum nächsten Wurf auf „ihren“ Hund warten.

Nach der Geburt stehen dann also sowohl Anzahl der verfügbaren Welpen als auch die Verteilung der Geschlechter fest. In den ersten Lebenswochen kann erfahrungsgemäß noch keine wirkliche Aussage darüber getroffen werden, welche Charaktereigenschaften sich bei den Welpen herauskristallisieren.

Irgendwann – bei uns mit Beginn der fünften Lebenswoche – fangen dann die Besuche an. Nach und nach kommen alle Menschen, die dann später einen Welpen bekommen, zu uns und schauen sich die Welpen an, und beginnen vielleicht eine Vorliebe für den einen oder anderen Welpen zu entwickeln. Nun wäre es aus unserer Sicht unfair, wenn sich der Reihe nach alle einen Hund aussuchen könnten. Unfair wäre dies deshalb, weil ja dann der letzte keine Wahl mehr hätte, und müsste den Welpen nehmen, der noch übrig ist. Also haben wir für uns entschieden, dass zunächst alle Welpenkäufer zu uns kommen, und so die Möglichkeit haben, die Welpen kennenzulernen. In Gesprächen, die wir vorab mehrfach geführt haben, haben wir bereits Tendenzen und Vorlieben abgefragt. Da wir mit den Welpen rund um die Uhr zusammen sind, und so beobachten können, wie welcher Welpe in Interaktion mit seinen Geschwistern – aber natürlich auch mit und anderen Menschen – agiert, können wir nach und nach recht gut einschätzen, welcher Welpe zu welchem Zuhause am besten passt.

Die weitverbreitete Meinung, dass sich der Welpe seinen Menschen beim Besuch aussucht, können wir so nicht bestätigen. Beim ersten Besuch kommt Welpe A freudig angerannt, beim zweiten Besuch ist es Welpe B. Dies hängt auch etwas von der jeweiligen Tagesform ab.

Insofern können die Welpenkäufer Wünsche äußern. Diese versuchen wir natürlich zu berücksichtigen. Eine endgültige Entscheidung darüber, welcher Welpe is welches Zuhause zieht, muss und kann aber immer nur beim Züchter liegen. Man stelle sich vor, dass alle Rüden-Käufer den gleichen Rüden haben wollen. Das ist natürlich unmöglich, weil es diesen Hund ja nur einmal gibt. Also muss der Züchter hier das letzte Wort haben. Häufig ist es aber so, dass sich Vorstellung der Käufer und auch Einschätzung des Züchters decken. Ja, und natürlich beobachtet man als Züchter während der Welpenbesuche auch, wie die Welpen auf die jeweiligen Besucher reagieren. 

Es gibt noch weitere Faktoren, die die Auswahl von Welpen beeinflussen. Wenn uns bereits vorab mitgeteilt wird, dass ein Hund später in die Zucht gehen soll, dann haben wir als Züchter hierauf auch nochmal ein besonderes Augenmerk. Nicht alle Hunde eignen sich aus den unterschiedlichsten Gründen für die Zucht. Für die Zucht versucht man natürlich die am optimalsten geeigneten Hunde heraus zu filtern.

Egal welche Entscheidung auch getroffen wurde: eine Garantie für einen bestimmten Einsatzzweck des Hundes können wir als Züchter nicht geben. Die grundsätzlichen Veranlagungen kennt der Welpeninteressent, indem er bereits einen Hund dieser Rasse hatte, oder sich eingehend mit der Rasse und der Beschreibung auseinandergesetzt hat.

Am Ende liegt man vielleicht nicht mit jeder Entscheidung goldrichtig. In jedem Fall haben wir als Züchter uns diese Entscheidung aber garantiert nicht leicht gemacht, und sie ist nach bestem Wissen und Gewissen im Sinne der Hunde – aber natürlich auch im Sinne der späteren Besitzer – getroffen worden.