Hier könnt Ihr unsere eigenen Würfe sehen:
Die Würfe unserer Deckrüden findet Ihr hier
Nach dem ersten Wurf – ein Fazit
Über so viele Dinge habe ich mir vor unserem ersten Wurf Gedanken gemacht. Lange bevor an Welpen überhaupt zu denken war, fing unser Abenteuer Zucht ja bereits an. Egal, ob es um die Zuchttauglichkeit und Zuchtzulassung unserer ersten Hündin ging, oder um den passenden Deckrüden. Ob es um unseren Zwingernamen ging, den Zuchtgedanken oder auch alle Gesundheitsaspekte. Ob es um den Ablauf der Aufzucht ging oder die Auswahl der passenden Welpen-Käufer. Am Ende war doch alles anders, als ich mir das anfangs vorgestellt habe.
Einen Wurf junger Hunde – in unserem Fall Tervueren – großzuziehen, ist weitaus anstrengender, als wir das gedacht hätte. Auch ist es mit viel mehr Arbeit verbunden, als man vermuten würde. Es entstehen viele Kosten, die vorher so gar nicht geplant werden konnten. Und man macht sich auch zum Teil viele Sorgen, die man als Erst-Züchter nicht hätte vorhersehen können. Sorgen um die kleinen Lebewesen, für die man verantwortlich ist. Aber auch Sorgen in anderer Hinsicht. Aber dazu später mehr.
Theoretisch muss das „normale“, reguläre Leben ja auch weitergehen. Schließlich muss man seinem Lebensunterhalt weiter nachgehen, denn es will und muss ja das Leben weiter finanziert werden. Und doch ist ein geregeltes Leben während der Welpen-Zeit – zumindest so, wie wir unsere Welpen aufgezogen haben – im Prinzip nicht wie gewohnt möglich. Mindestens einer von uns hat bei den Welpen geschlafen. Anfangs haben wir uns abgewechselt, später haben wir dann beide bei den Welpen geschlafen, so dass wir jederzeit reagieren konnten, sofern nötig. Aber tatsächlich leben ja nicht nur die Welpen in unserem Haushalt, um die wir uns kümmern müssen. Unsere kleinen und großen Kinder brauchen auch Ansprache, wollen bekocht werden und benötigen regelmäßig frische Kleidung. Doch damit nicht genug: auch die anderen Hunde unseres Rudels brauchen Nahrung, Spaziergänge und darüber hinaus entsprechende Ansprache.
Die Aufzucht der Welpen ist quasi ein Fulltime-Job. Bei uns waren alle Familienmitglieder in die Welpen-Aufzucht eingebunden. Rund um die Uhr müssen die Zwerge betreut werden. Und Betreuung bedeutet nicht nur, dass die Kleinen ausreichend gekuschelt werden und Ansprache bekommen. Sie benötigen nach der Säuge-Phase Futter, man muss ständig ihre Hinterlassenschaften entsorgen, aufpassen, dass sie nichts fressen und anbeißen, was Ihnen schaden kann, und natürlich muss man sich mit ihnen auch ausreichend beschäftigen.
Als die Geburt bei Orelia losging, waren wir sehr aufgeregt. Keiner von uns wusste, wie die Geburt laufen würde, schließlich hatten wir ja keine Erfahrungswerte. Doch Orelia gebar ihre Welpen völlig instinktsicher und benötigte nur am Anfang etwas Unterstützung von uns, weil die ersten beiden Welpen mit einem Abstand von nur 2 Minuten auf die Welt kamen. Danach kamen die Kleinen etwa alle 30 Minuten auf die Welt. Nachdem 7 Welpen gesund auf die Welt kamen und sich nichts mehr tat, dachten wir, dass die Geburt vorbei ist. Doch nach anderthalb Stunden presst Orelia wieder. Und tatsächlich kam noch ein achter Welpe zum Vorschein. Doch wie sich schnell herausstellte, lebte dieser Welpe leider nicht. Das Verhalten unserer Hündin hätte uns gleich sicher signalisieren können, dass da nichts zu machen ist, denn im Gegensatz zu den anderen Welpen „verschwendete“ sie keine Energie darauf, sich um diesen Welpen zu kümmern. Wir nahmen uns der kleinen Hündin an, und versuchten sie ins Leben zu holen. Doch irgendwann mussten auch wir einsehen, dass das keine Aussicht auf Erfolg hatte. Dies hat uns sehr betroffen gemacht, und so flossen bei uns allen – trotz der Freude über 7 lebende Welpen – Tränen. Unser Sternenkind ließ uns nicht kalt, auf so etwas waren wir nicht vorbereitet. Insgesamt war die Geburt unseres Wurfs emotional sehr aufwühlend. Und so war es zumindest für mich so, dass ich dankbar dafür bin, dass ich dies miterleben durfte – eine Erfahrung, die längst nicht jeder in seinem Leben machen kann. Ein prägendes Erlebnis für die ganze Familie.
Unser kleiner Mr. Grau, der nun Aiden heißt, sorgte dann für einige Sorgenfalten auf unserer Stirn. Anfangs konnte er nicht richtig am Gesäuge seiner Mutter saugen. Während seine Geschwister an Gewicht zulegten, nahm Aiden ständig ab. Nicht viel, aber er nahm halt ab. Der Gedanke kam auf, dass er kein Vakuum erzeugen konnte, was zum Saugen wichtig ist. Entgegen anderer Ratschläge fingen wir an, den kleinen Mann mit Welpen-Milch von Hand zu ernähren. Und siehe da: er fing auch an, zuzunehmen. Aber auf einmal bekam er Durchfall. Und wenn Welpen in dieser Phase ihres Lebens Durchfall bekommen, ist dies zumeist kein gutes Zeichen. Für uns war schnell klar, dass mit ihm irgendetwas nicht stimmen konnte, ohne dass wir hätten sagen können, was es ist. Immer wieder legten wir ihn am Gesäuge von Orelia an, um zu schauen, ob er es nicht doch schafft, von alleine Nahrung zu sich zu nehmen. Nach ein paar Tagen saugte er ähnlich wie seine Geschwister, und fing auch an, sich die besten Futterplätze zu erkämpfen, was sich zugegebenermaßen als Herausforderung erwies, denn seine Geschwister hatten sich nun Gewichts- und Entwicklungstechnisch einiges an Vorsprung erarbeitet. Aber es wurde. Aiden nahm nun auch stetig zu, und die Durchfälle hörten auf. Dennoch wurden wir das Gefühl nicht los, dass irgendetwas mit ihm nicht in Ordnung war. Und genau aus diesem Grund haben wir uns dann dazu entschieden, ihn zu behalten. Denn es hätte uns kein gutes Gefühl gegeben, einen Hund zu vermitteln, bei dem wir nicht sagen können, ob er wirklich in Ordnung ist. Wie gesagt – es kann mit ihm auch alles in Ordnung sein, wir wissen es halt nur nicht. Jedenfalls freuen wir uns auf die Zeit, die wir mit ihm verbringen dürfen.
Interessant und auch herausfordernd waren auch die Ausflüge mit den Mäusen. Das Autofahren stellte die Welpen vor keinerlei größere Herausforderungen. Allerdings mussten immer mehrere Menschen mit ihren Händen für Sicherheit sorgen. Und wo auch immer wir auftauchten: immer waren wir umringt von Menschen, die sich die tollen und sich von ihrer besten Seite präsentierenden Hunde anschauten. So konnten wir ein wenig Werbung für unsere tolle Rasse machen. Allerdings wurde auch schnell klar: einen Sack Flöhe zu hüten, ist sicher leichter…
Als sehr herausfordernd für uns als Züchter mit dem ersten Wurf hat sich die Lage auf dem Welpen-Markt dargestellt. Niemals hätte ich gedacht, dass es so schwierig werden würde, Welpen-Interessenten zu finden. Die, die wir gefunden haben, sind toll, die von uns gezüchteten Welpen kommen in ganz tolle Familien, da sind wir wirklich beruhigt. Aber die Nachfrage nach Welpen war wirklich nicht so hoch, wie ich das gedacht hätte. Erschwerend kam hinzu, dass relativ viele Würfe zu nahezu gleichem oder ähnlichem Zeitpunkt gefallen sind. Stand jetzt haben es alle Züchter schwer, auch tatsächlich alle Welpen zu vermitteln.
Die richtigen Welpen-Käufer zu finden, erwies sich auch nicht als so einfach. Bei allen Welpen-Käufern, die wir nun für unsere Zwerge gefunden haben, haben wir ein sehr gutes Gefühl. Wir sind sicher, dass wir da die bestmöglichen Familien für unsere Welpen ausgewählt haben. Es gab aber immer auch wieder Interessenten und Anfragen, bei denen man in der anderen Richtung nicht lange überlegen musste. Einigen Interessenten haben wir abgesagt, weil diese aus unserer Sicht nicht die passenden Familien / Partner für unsere Welpen gewesen wären. Und das aus unterschiedlichen Gründen. So kam es beispielsweise vor, dass wir die Frage gestellt bekamen, ob man den Kaufpreis auch finanzieren oder den Welpen auf Raten bezahlen könne. Natürlich kann man aus den verschiedensten Gründen in finanzielle Schieflage geraten. Meine Überlegung hierbei ist aber, ob jemand, der den Kaufpreis der Welpen nicht bezahlen kann, später in der Lage sein wird, Kosten zu stemmen, die beispielsweise aus Erkrankungen oder Verletzungen entstehen. Ein Kreuzbandriss kann ganz schnell mal Kosten in Höhe von EUR 2.000,- erzeugen… Völlig anders gelagert waren zum Beispiel Interessenten, die keine Hundeerfahrung, geschweige denn Belgier-Erfahrung hatten. So kamen Interessenten zu Besuch, die augenscheinlich direkt Angst hatten, als sie unserer Orelia gegenüberstanden. Orelia zeigte uns recht deutlich, dass sie sich nicht wohlfühlte. Da wir unsere Hündin natürlich kennen, können wir solche Zeichen richtig deuten. Wieder andere Interessenten aus dem Ausland wollten zwar eine Hündin haben, aber nur zum Züchten. Die Hündin sollte gar nicht bei den Interessenten wohnen, sondern bei Bekannten, und sollte vom Käufer nur zu Zuchtzwecken eingesetzt werden. Da sich dies nicht mit dem von uns definierten Zuchtziel verträgt, mussten wir auch hier absagen. Manchmal passte auch einfach die aktuelle Lebenssituation der Interessenten nicht mit einem solchen Hund überein. Die Auswahl der richtigen Welpen-Eltern ist also auch eine Erfahrung, die man nicht unbedingt vor dem ersten Wurf machen kann.
Obwohl wir noch nie einen Sommerwurf hatten, wissen wir doch aus der gemachten Erfahrung, dass wir keinen Winterwurf mehr machen wollen. Bei uns kommen nur noch Sommerwürfe in Frage. Warum das? Nun, das hat ganz viel mit dem Wetter zu tun, denn wir konnten die Welpen im vergangenen Winter gar nicht so viel in den Garten lassen, wie wir das eigentlich vorhatten. Nicht, dass das zu Missverständnissen führt: unsere Welpen waren natürlich auch draußen an der frischen Luft. Aber zu unserer Welpen-Zeit gab es heftige Winde/Stürme, bei denen die Welpen sprichwörtlich weggeblasen worden wären. Einer dieser Stürme hat den Welpen-Kindergarten zerstört und damit förmlich in Luft aufgelöst. Das war wirklich äußerst frustrierend. Zudem hat es so viel geregnet, dass oftmals alles – obwohl der Welpen-Bereich natürlich größtenteils überdacht war – unter Wasser gestanden hat. Das war kein Spaß.
Auch wenn nun vielleicht der Eindruck entsteht, dass wir nur viele negative Erfahrungen gemacht haben: das stimmt natürlich überhaupt nicht. Es waren nur Erfahrungen, die uns helfen, beim nächsten Wurf alles noch besser zu machen, und noch besser auf Eventualitäten vorbereitet zu sein. Um nichts auf der Welt möchte ich diese Erfahrungen des ersten Wurfs missen. Wir hatten so tolle Welpen. Wir waren und sind nach wie vor in jeden einzelnen von ihnen verliebt. Und natürlich hoffen wir, dass wir sie ihr Leben lang begleiten dürfen. Wir hoffen, dass uns die neuen Welpen-Eltern am Leben ihrer und unserer Hunde und der Entwicklung teilhaben lassen.
Zu sehen wie sich die Welpen zu jungen Hunden entwickeln und das in einem rasanten Tempo ist grandios. Zu sehen wie die Charakterausprägungen sind, ist einfach toll. Das Interagieren der Welpen mit ihrer Mutter und untereinander einerseits, mit uns Menschen aber auch den anderen Hunden des Rudels andererseits, ist toll zu beobachten.
Etwas, das man auch nicht vorhersehen kann, ist die Entwicklung der einzelnen Charaktere der Welpen, und welcher Welpe am besten zu den jeweiligen Welpen-Käufern und deren Wünschen passt. Wobei der Grund-Charakter der Welpen schon recht zeitig zu Trage tritt. Da wir die Welpen ja rund um die Uhr beobachten konnten, war das auch nicht nur eine Momentaufnahme.
Wir haben den Welpen-Käufern versucht, möglichst viele Besuche bei den Welpen zu ermöglichen. Dass unter anderem auch dadurch unser Weihnachtsfest völlig anders verlaufen ist als üblich, versteht sich von selbst. Wir haben durch diese Besuche die neuen Familien unserer Welpen sehr gut kennenlernen dürfen. Es wurden viele gute Gespräche geführt. Meinungen, Ansichten und Vorstellungen konnten ausgetauscht werden. Die neuen Familien unserer Welpen hatten dadurch die Möglichkeit, die Welpen mehrfach zu besuchen und zu beobachten, aber auch uns und unsere Ansichten kennenzulernen. Wir hoffen, dass wir allen ein gutes Gefühl vermitteln konnten. Aber auch wir haben durch diese Besuche gute Eindrücke vermittelt bekommen, und konnten so die Welpen-Käufer besser kennen- und einschätzen lernen. Dies half uns natürlich auch bei den Überlegungen welcher Welpe am besten in welche Familie passen würde. Glücklicherweise deckten sich die Vorstellungen der neuen Familien mit unseren.
So, nun sind die Welpen 8 Wochen alt, und werden in der kommenden Woche mit 9 Wochen abgeholt. Die letzten gemeinsamen Tage mit unserem Wurf sind angebrochen. Die Gefühle in uns sind durchaus zwiespältig. Einerseits sind wir erleichtert, dass wir bald wieder ein normales Leben (soweit man das mit einem Hunderudel überhaupt haben kann) haben werden. Sicher sind auch unsere Rudelhunde darüber erleichtert, denn auch sie mussten in den letzten Wochen zurückstecken, und haben nicht die Aufmerksamkeit erhalten, die sie sonst bekommen. Andererseits sind wir aber auch wehmütig, weil uns unsere kleinen Schätze, die wir doch sehr liebgewonnen haben – nun verlassen. Gleichzeitig sind wir aber auch glücklich, gute Familien für sie gefunden zu haben, und sie in einer glücklichen Zukunft wähnen. Über allem schwingt die Hoffnung, die Kleinen gut auf ihr zukünftiges Leben vorbereitet zu haben, und dafür gesorgt zu haben, dass es tolle, alltagstaugliche und menschenbezogene Familienhunde werden. Und wer weiß, vielleicht sehen wir den einen oder die andere auch mal auf einer Ausstellung wieder. Das würde uns jedenfalls sehr freuen.
Wann wir uns nach diesem Wurf wieder in das Abenteuer eines neuen Wurfs stürzen, weiß ich noch nicht. Tatsächlich brauchen wir jetzt erstmal Zeit den ersten Wurf sacken zu lassen und alle Eindrücke zu verarbeiten. Viele Ideen und Verbesserungen haben wir bereits im Kopf. Eines aber würden wir jederzeit wieder so machen: die Ausrichtung unserer Zucht auf den Schwerpunkt der alltags- und familientauglichen Hunde werden wir beibehalten. Für
uns ist das kein Geschäft, sondern eine Herzensangelegenheit. Und so werden auch die Welpen möglicher künftiger Würfe als Familienmitglieder aufwachsen. Dieser ständige Kontakt zu uns – und damit sind wirklich 24 Stunden am Tag gemeint – ist megawichtig, um aus diesen kleinen liebenswerten Lebewesen tolle menschenbezogene Hunde zu machen.