Welcher Teufel hat mich da bloß geritten? Zuerst habe ich mich dazu hinreißen lassen, mir einen zweiten Belgier anzuschaffen. Als ob einer alleine nicht schon Aufgabe genug wäre. Und dann habe ich mir auch noch, zu meinen zwei triebigen Tervueren-Rüden, eine Hündin dazu geholt. Irgendwie war ich in dem Moment wohl völlig von allen guten Geistern verlassen… Das Mädel hat mich einfach vom ersten Moment an verzaubert, und da es ja auch noch eine Tochter von meinem Leon war, konnte ich einfach nicht widerstehen. 😉

Doch wie gehe ich jetzt mit der Situation um? Was mache ich daraus? Mein „großer“ Rüde Leon ist ja gekört, also Deckrüde. Er hat schon mehrere Würfe gemacht. Und das hat er aus meiner Sicht auch ganz toll gemacht.Aus insgesamt bis jetzt 3 Würfen sind 16 tolle Welpen hervorgegangen. Insofern nehme ich ja bereits am Zuchtgeschehen teil, was im übrigen nie meine Absicht war, auch wenn ich unsere Rasse ganz ganz toll finde. Na ja, einen ähnlichen Weg habe ich auch vor, mit meinem „kleinen“ Rüden Omero zu gehen. Auch Omero soll gekört werden, und darf dann – sofern es Interessenten für ihn geben wollte – ebenfalls Deckrüde sein.

Doch was mache ich jetzt auch noch mit einer Hündin? Mal abgesehen von den Herausforderungen, die ein solches gemischtes Rudel so mit sich bringt, habe ich diese Entscheidung mittlerweile getroffen. In mir reiften sowohl der Gedanke als auch der Wunsch, vielleicht selbst als Züchter aktiv zu werden. Aber wie wird man eigentlich zu einem Züchter? Und was befähigt einen dazu? Welche Voraussetzungen dazu muss man erfüllen? Lauter Fragen, auf die ich in Zukunft eine passende Antwort finden muss…

Zu diesen Fragen habe ich zunächst mal versucht, im allwissenden Internet Antworten zu finden. Natürlich ist mir dies nur bedingt gelungen. 

Leon vom Saargold nach Ausstellung in Darmstadt

Also, wo geht man hin, wenn sich einem solche Fragen stellen? Ja, richtig. Zum VDH und zu seinem Zuchtverband – in unserem Fall also zum DKBS. Bis jetzt habe ich ein paar Herausforderungen für mich ausgemacht, die sich auf dem Weg zum Züchter darstellen. Hierzu kann man beispielsweise unter anderem die Zuchtordnung des Verbandes zu Rate ziehen.

Das wichtigste ist natürlich, dass man eine Zuchthündin hat, wobei sich meine eigene Hündin dann erstmal zur Zuchthündin entwickeln muss ;-). 

Zunächst sollte man also dann an einer Neuzüchterschulung teilnehmen. Dies habe ich mittlerweile auch getan, und es war nicht nur sehr interessant, sondern hat auch sehr viel Spaß gemacht. Eine völlig neue Erfahrung war es allerdings, an dieser Schulung quasi bedingt durch die allgemeine Corona-Pandemie-Situation als Online-Live-Schulung teilzunehmen. 

Dann sollte man über seinen Zuchtverband für seinen Zwinger einen Zwingernamen beantragen. Einen internationalen Zwingerschutz kann man formlos bei seinem zuständigen Rassezuchtverein beantragen oder einreichen. Von dort wird der Antrag dann an den VDH weitergeleitet. Um relativ sicher zu gehen, und auch keine Rückfragen oder Ablehnung zu erhalten, weil beispielsweise der Name bereits für eine andere Rasse irgendwo eingetragen ist, sollte man ca. 3-4 Namensvorschläge machen. Es empfiehlt sich, für diesen Prozess etwas Zeit einzuplanen, ihn also nicht über das viel beschriebene Knie brechen zu müssen, da der Antrag vom VDH an die FCI zur Genehmigung und Eintragung weitergeleitet wird. Erfahrungsgemäß dauert die Bearbeitung des Antrags etwa 8 Wochen. Beim internationalen Schutz sollte man beachten, dass der Name – auch wenn er national geschützt sein sollte – international vergeben sein kann. In diesem Fall muss man neue Namensvorschläge einreichen. Natürlich kann man sich im Vorfeld überlegen, ob denn ein internationaler Zwingername oder -schutz überhaupt notwendig ist, oder ob einem der nationale nicht auch ausreichend ist. Fakt ist aber auch, dass eine (Vorab-) Reservierung des Zwingernamens nicht vorgenommen werden kann. Man sollte sich auch bewusst sein, dass die Beantragung und Eintragung des Zwingernamens in jedem Falle mit Kosten verbunden ist.

Natürlich muss man auch eine Zwinger-Anlage bei sich vornehmen, bzw. anlegen, die dann auch entsprechend geprüft und abgenommen wird. Schließlich muss man ja auch in der Lage sein, den Welpen beispielsweise Raum zur Verfügung zu geben, wo sie sich frei bewegen können. Auch sollen die Welpen natürlich einiges kennenlernen bevor sie später zu den neuen Besitzern kommen. Verschiedene Bodenuntergründe gehören da natürlich genauso dazu, wie gewissermaßen ein Spielplatz. Zum Beispiel verschiedene Geräte um etwa den Gleichgewichtssinn zu schulen oder ein Bällebad sind da natürlich nicht verkehrt. Hier kann und darf man sicher sehr kreativ sein. Je mehr die Welpen mitbekommen, desto besser… Eine geschützte Ecke im Haus gehört da genauso dazu, wie am Anfang die Wurfkiste für die Hündin und ihre Welpen. Aber das geht jetzt natürlich schon sehr ins Detail. Feste Vorgaben gibt es dazu meines Erachtens nach nicht wirklich, aber man sollte sich – möchte man die Zucht wirklich ernsthaft betreiben – sehr intensiv damit auseinandersetzen.

Was – ganz unabhängig von den rein organisatorischen Dingen – sehr wichtig ist, ist, dass man sich wirklich mehr als intensiv mit der Rasse an sich auseinandersetzt. Auf der Website des DKBS ist da schon mal der Standard des Belgischen Schäferhundes definiert. Dazu gehört aber auch, sich ganz viel an anderen Stellen über die Rasse zu informieren, und alle Quellen, die man finden kann, zu durchforsten. Es gibt natürlich einiges an Informationen, was man über verschiedene Websites im Internet finden kann. Es gibt aber auch einige Bücher, die gut und sehr empfehlenswert sind. Das klingt jetzt vielleicht sehr Lehrmeisterhaft, ist aber sehr elementar für die Zucht, zumindest dann, wenn ich über das reine Vermehren (und das meine ich jetzt gar nicht mal so negativ, wie es sich anhört) hinausgehen möchte. Manche möchten ja vielleicht auch nur mal einen Wurf mit ihrer Hündin machen. Aber selbst dann sollte ich mich mit all den Aspekten auseinandersetzen. Was möchte ich mit meiner Zucht erreichen oder bewegen? In welche Richtung möchte ich züchten? Was passiert in der Hinsicht im Ausland, bzw. in den Nachbarländern? Solche Fragen muss ich mir durchaus stellen. Immerhin ist der Genpool unserer Rasse ja nicht so groß, als dass ich nur einzig und alleine den Blick hierzulande schweifen lassen sollte. Ausstellungen zu besuchen im In- und Ausland sollte zumindest in einem gewissen Umfang auch dazu gehören. Und ich muss mich natürlich auch mit der Genetik auseinandersetzen und auch Ahnenforschung betreiben – sowohl was meine Hündin angeht, als auch was den gewünschten Deckrüden angeht. Ja, und mit vielen anderen Dingen und Fragen muss ich mich natürlich auch auseinandersetzen. Eine dieser Fragen für die Zukunft wird zum Beispiel sein, ob ich meinen Omero dann bei eigenen Würfen als Deckrüden einsetzen möchte und werde. Leon verbietet sich zum Glück ja schon aufgrund seines Verwandschaftsverhältnisses zu meiner Hündin Orelia.

Was ist noch wichtig für die Zucht? Ach ja, ich brauche dazu eine Zuchthündin. Analog eines Deckrüden muss ich natürlich auch die Zuchthündin kören lassen. Also: ich muss sicherstellen, dass die Hündin weder HD noch ED hat, dass ein DNA-Profil erstellt worden ist, dass die Nachzuchtbeurteilung gemacht wurde und auch die Verhaltensprüfung stattgefunden hat. Auch bei der Hündin benötige ich natürlich mindestens zwei Ausstellungen aus der Zwischen- und/oder offenen Klasse mit der Bewertung „sg“ oder eben auch besser. Ideal ist es natürlich, wenn ich meine Hündin auch auf (typische) Erbkrankheiten testen lasse. Je mehr ich über meine Hündin weiß, desto besser kann ich entscheiden, welcher Deckrüde der beste für meine Zucht ist, bzw. mit welchem Rüden ich gegen eventuelle Schwächen meiner Hündin wirken kann. Und Schwächen hat jeder Hund. Ob man sich das nun eingestehen möchte oder nicht. Den wirklich perfekten Hund (auch wenn der eigene Hund natürlich immer der beste ist 😉 ) gibt es meiner Ansicht nach nicht. Alle diese Gedanken gelten natürlich nicht nur für meine Zuchthündin, sondern ebenfalls für meinen Deckrüden, der ja ebenfalls in der Zucht eingesetzt wird oder werden soll.

Ja, auch die Kommunikation sollte nicht zu kurz kommen. Bedeutet: eine Website zu haben, ist zwar nicht zwingend erforderlich, aber es erleichtert Welpen-Interessenten ja schon mal die Entscheidung, eine Welpen-Anfrage zu stellen, oder überhaupt mit dem Züchter in Kontakt zu treten. Den Interessenten kann man so schon mal einen ersten Fingerzeig geben, ob man die Hunde so züchtet, wie der Interessent sich das für sich vorgestellt hat. Und wohlgemerkt: das ist ja noch kein Verkauf eines Welpen. Über die Jahre hinweg hat man als Züchter – vorausgesetzt man pflegt seinen Internet-Auftritt regelmäßig – ja auch die Möglichkeit, eine schöne Dokumentation seines Zwingers sowohl für Interessenten als auch für sich selbst zu erhalten.


Wenn ich alles zusammen nehme, dann muss insgesamt auch einiges – neben der Zeit – an Geld investiert werden, bevor der erste Wurf zu seinen Besitzern kann. Eine gehörige Portion Enthusiasmus gehört da auf jeden Fall dazu.

Und am Ende des Tages ist es ja auch so, dass ich über das eigentliche Züchten hinaus bereit sein muss, den Welpenkäufern quasi ein Hundeleben lang als Ansprechpartner, Berater und Helfer und auch zu gegebener Zeit als Tröster zur Seite zu stehen – egal was da auch alles kommen kann. Tatsächlich habe ich also eine ganze Menge Verantwortung, die ich mir mit der Entscheidung, züchten zu wollen, auferlege. Nur wenn ich dazu bereit bin, sollte ich mich auf das Abenteuer Zucht auch wirklich einlassen. Nein, ich will und werde hier nicht den moralischen Zeigefinger heben. Das ganz sicher nicht. Das steht mir auch gar nicht zu. Das hier sind nur die Gedanken, die bei mir selbst zu diesem Entscheidungsprozess dazu gehören. Nicht mehr und nicht weniger.