Erst war da nur ein Hund (OK, ein Belgier ist nicht einfach nur ein Hund ;-)). Und dann ging es los mit den ersten Ausstellungen. Die waren dann ganz erfolgreich. Also hatte ich „Feuer“ gefangen. Weiter ging es mit Röntgen, DANN-Profil, Nachzuchtbeurteilung und VB1. Am seinerzeit vorläufigen Ende stand da die Körung (heute: Zuchtzulassung). Ja, mein Hund war gekört, er hatte also die Zuchtzulassung erhalten. Soweit das einfach, das mir im Übrigen eigentlich während des Prozesses, der in etwa gut 2 Jahre dauerte, gar nicht so einfach erschien.

Relativ zeitnah kamen dann die ersten Deckanfragen für meinen Leon. Da war die Welt noch in Ordnung. Ich fühlte mich geschmeichelt, hatte ich doch im Prinzip gar nicht damit gerechnet, dass sich überhaupt jemand diesbezüglich für meinen Leon interessieren würde.

Eigentlich bin ich da dann also völlig unbedarft an die „Sache“ herangegangen. Die erste Deckung war dann relativ schnell vereinbart. Doch je mehr man sich mit der Zucht beschäftigt, desto mehr denkt man über viele Dinge nach. Nicht nur das Aussehen der beiden Hunde alleine ist wichtig. Natürlich möchte man Nachkommen haben, die so schön wie möglich sind. Aber tatsächlich sind auch ganz andere Dinge viel wichtiger als das Aussehen alleine. Und hierauf wurde ich nicht zuletzt quasi mit der Nase gestoßen, als eine vereinbarte Deckung doch nicht gemacht wurde. Dies an sich ist ja nicht dramatisch, hat mich im ersten Moment etwas enttäuscht, aber die Begründung, die dazu geführt hat, brachte mich dann doch zum Nachdenken. Ohne jetzt auf den Grund näher einzugehen, fing ich an, mich doch näher quasi mit Ahnen-Forschung zu beschäftigen. Und letztlich genauso wie Züchterinnen und Züchter es organisieren, ist es auch für mich als Deckrüdenbesitzer fundamental wichtig, nachzuschauen und zu recherchieren (jedenfalls soweit es für mich geht), mit welcher Hündin ich meine Deckrüden verpaaren möchte. Und tatsächlich muss auch ich mir die Frage stellen, von welcher Hündin, mit der ich meinen Deckrüden verpaaren würde, würde ich auch gerne einen Welpen als Nachzucht nehmen?

Die Beantwortung dieser Frage bedeutet im Umkehrschluss, dass nicht nur die Züchterin, bzw. der Züchter von meinem Deckrüden überzeugt sein muss, nein, auch ich muss von der Hündin, und damit von der Verpaarung völlig überzeugt sein. Nicht zuletzt habe ja auch ich eine gewisse Verantwortung den möglichen Welpenkäufern und auch der Rasse gegenüber. In jedem Falle also sollte ich mir die Hündin vorher ansehen, sie im Idealfallkennenlernen, um zumindest auch ein Gefühl für ihren Charakter, ihr Wesen zu bekommen. Manche Verpaarungen passen nämlich einfach nicht, auch wenn die rein sachlichen Werte anderes aussagen. Ach ja, der Grund, der angeführt wurde für das Nicht-Durchführen der vereinbarten Verpaarung stellte sich für mich im Nachhinein als wenig begründet oder sogar nicht haltbar heraus. Aber so etwas findet man dann eben erst heraus, in dem man sich doch tiefer in die Materie einarbeitet, und sich intensiver mit den Details beschäftigt.

Sicher, die meisten Leute, die sich einen Belgier kaufen, wollen wahrscheinlich einfach nur einen Hund als Familien- oder Sporthund haben. Für diese Menschen sind solche Gedanken, die ich mir mittlerweile mache, nicht wichtig. Aber im Sinne von möglichst gesunden Welpen sollte man sich, sollte ich mir, diese Gedanken schon machen.

Was kann ich also tun, um möglichst viele Informationen zu sammeln, und diese dann am Ende auch noch richtig zu interpretieren? Viele Informationen kann ich im Internet sammeln. Manche Informationen erhalte ich da aber auch nicht, weil die Informationen über die Hunde nicht alle gleichmäßig erfasst sind. Und welche Informationen sind überhaupt wichtig für die Zucht? Neben den Rasse-Standards (also zum Beispiel der Größe und der Farbe des Fells) wären Details wie Angaben zu HD und ED, Spondylose und LSÜW wichtig, aber auch Informationen zu aufgetretenen Krankheiten wie beispielsweise EPI oder Krebs, Angaben zu Todesursachen und Alter zum Todeszeitpunkt von Hunden in der Vorgeschichte, aber auch Angeben zum Beispiel was Einhoder bei Rüden angeht (dies wird übrigens – auch wenn man dies meistens den Deckrüden als negative Vererbung nachsagt – von beiden Elterntieren weitervererbt). Auch Richterberichte, die man im Laufe eines Ausstellungslebens so sammelt, kann man zu Rate ziehen. Sie können dem Leser mitunter wertvolle Hinweise geben. Ob in diesem Zusammenhang aber die Richterberichte wirklich wichtige Erkenntnisse für die Zucht vermitteln, würde ich zumindest nicht uneingeschränkt stehen lassen wollen. Einiges darin ist sicherlich verwertbar, aber oftmals widersprechen sich die Berichte auch. Hier darf man hat nicht vergessen, dass einerseits die Tagesform mitentscheidet, aber andererseits die Hunde nicht nur nach wirklich objektiven Maßstäben gerichtet werden. Und jeder Richter hat – wie übrigens jeder andere Mensch auch – seine persönlichen Geschmäcker und Vorlieben. Und das ist gar nicht mal negativ gemeint, sondern das ist etwas, was man halt berücksichtigen muss und was im Übrigen auch das Normalste der Welt ist. Die Bewertung eines Hundes kann nur bis zu einem bestimmten Punkt so objektiv wie möglich sein. Ob einem das Fell gefällt, oder ob die Farbe des Fells so ist, wie man sich das im Idealfall vorstellt, ist am Ende des Tages doch subjektives Empfinden.

Doch wie und wo kann ich mir weitere Informationen einholen? Es gibt in den verschiedenen Ländern Datenbanken, die man zu Rate ziehen kann. Aber auch hier kann man sich natürlich die Frage stellen, wie aussagekräftig diese wirklich sind. Denn jede Datenbank ist am Ende ja auch nur so gut, wie sie mit Informationen gefüllt wird. Und diese Datenbanken mit Informationen zu versorgen ist sicher eine Herkules-Aufgabe, denn längst nicht jeder Hundebesitzer teilt seinem Zuchtverband mit, wann und woran sein geliebter Vierbeiner verstorben ist. Aber die Datenbanken, die vorhanden sind, kann man natürlich bei der Findung der Frage welche Verpaarung geeignet ist, zu Rate ziehen. Auch der Austausch mit anderen Hundebesitzern oder Züchterinnen und Züchtern ist natürlich immer wertvoll – sei es nun bei Ausstellungen oder Veranstaltungen, bei denen man sich trifft, oder auch bei sonstigen Gelegenheiten. Zudem sollte man auf jeden Fall Rat bei der. Zuchtkommission (und auch bei den Zuchtwarten) des Zuchtverbands einholen. Deckrüdenbesitzer bekommen – genau wie die Züchter – hier jedwede Unterstützung, Hilfe und Informationen. Leider werden die Informationen, die man sich holt und die man recherchiert, nie lückenlos sein. Und manche Information löst auf der anderen Seite wieder eine neue Frage aus.

Ganz wichtig ist auch der Austausch, bzw. das Gespräch mit der Züchterin oder dem Züchter , der die Deckanfrage gestellt hat. Denn man kann ja nicht jeden Hund persönlich kennen. Insbesondere trifft dies auch auf Kennel oder Hunde aus dem (benachbarten) Ausland zu. Das Wesen, bzw. der Charakter der beiden Hunde müssen ja auch zueinander passen. Auch das, was der Hund tut oder nicht tut, sollte in die Überlegungen mit einfließen. Also: wird der Hund sportlich geführt? Wenn ja: in welcher Sportart? Turnierhundesport/Agility, Obedience oder doch eher Gebrauchshundesport mit Schutzdienst? Wird der Hund als Rettungshund eingesetzt? In welche Richtung soll der geplante Wurf gehen? Eher in die Leistungs-/Arbeits-Richtung oder soll sich der Wurf einfach „nur“ als Familienhund eignen? Es gibt so viele Facetten, die man sich bei der Verpaarung von Hunden überlegen sollte. Im Idealfall lernt man sich vor der Deckung kennen und schaut bei der Gelegenheit, ob die beiden Hunde sich überhaupt sympathisch sind. Denn – bei aller Theorie – ist das natürlich ein Punt, der nicht unbedacht bleiben sollte.

Ja, und so habe ich mir selbst eine Aufgabe auferlegt, die sich erstmal meterweit vor mir auftürmt, aber ich möchte gewappnet sein, und auch jede Anfrage in Zukunft für mich korrekt prüfen können. Für meine Deckrüden erstelle ich mir ein eigenes Profil, in dem ich die Hunde von mehreren Generationen auf die eine oder andere Eigenschaft prüfe – jedenfalls so gut ich das eben kann und herausfinde. Und das vergleiche ich dann mit den Hündinnen, die meine Deckrüden gegebenenfalls decken sollen, bzw. für die ich Anfragen erhalte. Ob dies sinnig ist, oder eher nur sinnloser Zeitvertreib, vermag ich nicht zu beurteilen. Jedenfalls gibt es mir selbst ein besseres Gefühl bei der Beurteilung, ob eine Verpaarung gut funktionieren kann oder nicht.

Sicher – ausschließen an Fehlern oder Krankheiten werde auch ich mit den von mir gesammelten Informationen nichts können. Denn längst nicht alle Krankheiten, die ein Hund im Laufe seines Lebens bekommt, oder an denen er vielleicht auch stirbt, sind erblich bedingt. Aber ich möchte so meinen Beitrag dazu leisten, dass unsere Rasse möglichst gesund bleibt, und Welpen-Käufer mit einem guten Gefühl einen Welpen kaufen können, der von meinen Deckrüden abstammt.