In dem Moment, in dem man sich dazu entschlossen hat, Hunde unserer Rasse zu züchten, muss man auch anfangen, sich darüber Gedanken zu machen, welchen Namen denn der eigene Zwinger haben soll. Eigentlich eine sehr schöne Aufgabe, sich hierüber Gedanken zu machen. Doch auf der anderen Seite ist dies auch eine Aufgabe, bei der ich auf einmal festgestellt habe, dass sie doch gar nicht so einfach zu erledigen ist. Schließlich soll mich der Name ja auch eine ganze Weile – immerhin mein ganzes Züchter-Leben lang – begleiten.

Eins kann ich gleich vorweg sagen: ein Patentrezept, um einen geeigneten Zwinger-Namen zu finden, gibt es aus meiner Sicht nicht, und ein solches kann natürlich auch ich nicht geben.

Womit fängt man da an, wenn man nicht schon ganz spontan DEN Namen hat? Ich beneide ganz ehrlich diejenigen, die sich hinsetzen, und einfach aus dem Bauch heraus sagen können, wie ihr Zwinger denn heißen soll. Manche haben einfach einen Fantasienamen, andere können aufgrund äußerer Bedingungen gleich sagen, wie ihr Zwinger heißen soll. Mir bekannte Züchter, die nicht nur im gleichen Dorf wie wir wohnen, sondern auch noch im gleichen Hundesportverein wie wir sind, hatten es da recht einfach. Der Hof, den sie sich damals kauften, heißt „Hüttenmühle“. Also nannten sie ihren Zwinger „von der Hüttenmühle“. Unter diesem Namen züchten sie ihre Hovawarts. Aber nicht jeder hat das Glück auf seinen Zwinger-Namen so mit der Nase gestoßen zu werden.

Also fing ich an, mir ein System auszudenken, und mich so unserem Zwinger-Namen zu nähern. Bei einigen Namen, die mir so einfielen, stellte sich relativ schnell heraus, dass diese schon belegt waren, entweder durch Zwinger von Belgiern (was schnell herauszufinden war), oder durch Züchter anderer Rassen.

Wie sollte ich denn nun vorgehen beim Finden eines Namens, der einerseits eingängig, gleichzeitig aber auch gefällig und schließlich auch noch recht eindeutig sein sollte?

Eine relativ – vermeintlich – einfache Herangehensweise ist, die landschaftlichen Gegebenheiten als Teil des Namens zu berücksichtigen. Doch hier stellt sich irgendwann die Frage, was passiert, wenn wir mal umziehen sollten? So etwas kann man ja aus beruflichen Gründen heutzutage gar nicht ausschließen. Was wäre also, wenn der Zwinger beispielsweise „von der Ostsee“ heißt, man aber dann nach Bayern zieht? Das passt ja dann irgendwie nicht. Natürlich kann man hier hart gesotten sein, und bei der Findung des Namens einfach stur davon ausgehen, dass man einfach nicht umziehen wird. Also, ok, dann fangen wir eben mal mit solchen Namen an. Vielleicht ist ja ein brauchbarer dabei, der uns gefällt und auch sonst alle unsere eigenen Kriterien erfüllt… Also womit starte ich? Quasi auf einem Blatt Papier (natürlich nicht wirklich, sondern tatsächlich heutzutage am Rechner) tippte ich die Worte meines Wohnortes, des Stadtteils in dem ich lebe, den Landschaftsnamen, usw. Vor mir tauchten so nacheinander die Buchstabenkombinationen „Montabaur“, „Elgendorf“ und „Westerwald“ auf. Oh ja, das wäre doch schon mal etwas: „Westerwald-Tervueren“ oder „Tervueren aus dem Westerwald“. Zumindest ist es schon mal ein Anfang, beziehungsweise eine Alternative. Ob sie eingängig ist, weiß ich nicht, aber zumindest ist der Name eindeutig. Vielleicht sollte ich auch das „Tervueren“ lieber gegen „Belgier“ austauschen oder gleich ganz weg lassen? OK, nehmen wir uns mal unser Dorf vor: „aus Elgendorf“? Klingt ziemlich unspektakulär. Also kramen wir mal ein wenig in der Geschichte unseres Dorfes. Gibt es da vielleicht Anhaltspunkte, die man verwenden oder einbauen kann? Ich komme so zum Beispiel auf „vom Dorf des Elchos“. Das ist zumindest schon mal ein Name, den so niemand haben dürfte. Und auch die Machart des Namens wäre zumindest schon mal nicht ganz gewöhnlich und er könnte dadurch vielleicht ein gewisses Alleinstellungsmerkmal haben. Der Name hätte gleichzeitig regionalen Bezug, ich wäre aber im Falle eines Umzugs nicht völlig aufgeschmissen, weil den räumlichen Bezug ja nur der herstellen kann, der weiß, um was es in dem Namen geht… Und so kommt der Name auf jeden Fall – genauso wie „Westerwald-Tervueren“ schon mal in die engere Auswahl. Nach anfänglicher Euphorie wurde mir dann klar, dass der Zwingername weder die Rassebezeichnung noch die Varietät enthalten darf. Also fiel diese Namens-Alternative wieder raus. 

Wie kann man sich dem Zwinger-Namen denn noch nähern? Also, ich könnte mir vorstellen, dass man versucht, den Bezug zum Ursprungs-Land, also Belgien, herzustellen. Hier habe ich mich aber so schwer getan, dass mir tatsächlich bis heute nichts brauchbares eingefallen ist.

Der nächste Weg, der mir einfiel, war, mich Lateinisch zu nähern. Aber auch in dieser Richtung bin ich nicht wirklich weitergekommen, denn diese Idee hatten natürlich auch schon ganz viele Leute vor mir. Also den lateinischen Begriff für Hund irgendwie zu verwenden, fiel damit auch weg.

Ein weiterer Gedanke war etwas mehr zum Ursprung der Hunde zugehen, also zu den Wölfen. Und mit den Gedanken an diese für mich tollen Tiere kamen mir auch so Attribute in den Sinn wie beispielsweise der Begriff der Freiheit. Aber auch in dieser Richtung gibt es bereits Zwinger-Namen. Auch dieser Gedanke war damit für mich nicht wirklich ergiebig.

Mensch, das kann doch nicht so schwer sein. Wo haben denn alle ihre tollen Zwinger-Namen her? Die sind doch nicht einfach so „vom Himmel“ gefallen. Das gibt’s doch gar nicht. Bin ich so wenig kreativ und ideenlos, dass ausgerechnet mir nichts gescheites einfällt? Das ist ja schon wirklich peinlich. So etwas durfte ich ja keinem erzählen. Offensichtlich gibt es aber auch kein Patentrezept für so etwas.

Natürlich bin ich mir völlig im Klaren darüber, dass es auch anderen Menschen genauso geht wie mir, nämlich, dass sie sich ebenfalls recht schwer tun beim Finden eines geeigneten Namens.

Auf welchem Weg kann man denn noch einen geeigneten Namen oder zumindest Hinweise darauf finden? Oh ja, da fällt mir etwas ein. Man könnte sich doch – abseits der im Rassestandard beschriebenen Charakter- und Wesenszüge unserer geliebten Fellnasen – mal anschauen, welche Eigenschaften ihnen so nachgesagt werden. Da fällt mir auch gleich spontan etwas ein: man beschreibt unsere Belgier häufig so, dass man einen Schatten hinter sich hat. Hey, das ist es doch! Nein, nach kurzem Nachdenken fällt mir ein, dass es bereits einen Zwinger mit eben diesem, bzw. einem sinngemäßen Namen gibt. Und wieder steigt der Frust-Level…. OK, das war also auch nichts.

Was bleibt mir denn nun noch? Fantasienamen? Ja, da ließe sich doch bestimmt etwas machen. Man könnte ja beispielsweise Fantasy-Romane von Tolkien oder ähnliche Werke zu Rate ziehen. Na,da wird mir doch bestimmt etwas brauchbares über den Weg laufen. Aber ob ich damit meinem eigenen Anspruch gerecht werde? Zumindest beschleichen mich bei dem Gedanken gewisse Zweifel. Das müsste schon ein verdammt guter Name sein. 

Gedankenverloren schaue ich aus dem Fenster meines Büros in Richtung Wald. Ja, wir wohnen nämlich gerade mal 5 Minuten Fußweg vom Wald weg. Mensch, man sieht ja so gut wie nichts draußen. Es ist total neblig. Na ja, ist ja auch nichts ungewöhnliches im November. Hey, Moment mal. Das ist es doch. Zumindest für die engere Auswahl: „aus dem Nebelwald“. Wäre zwar ein Name, der irgendwie keinen festen Bezug zu irgendwas hat, aber muss er das denn überhaupt? Der Name hat für mich etwas ursprüngliches, natürliches – ebenso so, wie auch unsere Belgier etwas ursprüngliches, natürliches haben. Und so wandert der Name sozusagen auf meine persönliche Shortlist. Sollte mir jetzt nichts gravierend weiteres mehr einfallen, so hätte ich zumindest drei Namen, aus denen ich mich für einen entscheiden könnte.

Natürlich habe ich mich dann irgendwann auch für einen Namen entschieden, und für diesen Zwingerschutz beantragt. Und tatsächlich habe ich einen Namen gewählt, der sehr starken Bezug nimmt auf die Eigenschaften unserer geliebten Rasse. Jetzt kann ich das ja sagen, denn so naiv zu sein, einen Namen vor der Beantragung oder Genehmigung durch die FCI zu nennen, bin ich natürlich nicht mehr. Der Hintergrund dafür ist auch ganz schnell erzählt. Vor vielen Jahren spielte ich mal in einer Band. Mehr oder weniger zeitgleich wurden eine Sängerin und meine damalige Frau schwanger. Wie das so ist, unterhielten wir uns natürlich auch darüber, welchen Namen wir unseren Kindern geben wollten. Während die Sängerin keine gute Idee hatte, wussten wir gleich, wie wir unsere jüngste Tochter nennen wollten. Und das erzählte ich dann auch ganz stolz. Dies war – so stellte sich später heraus – ein Fehler. Der Sängerin gefiel unser Name so gut, dass sie ihrer Tochter den gleichen Namen gab. Tja, und da ihre Tochter ein paar Wochen vor unserer auf die Welt kam, hätte es später so ausgesehen, als ob wir das einfach nachgemacht hätten. Um uns dort dann ein wenig abzuheben, haben wir den Name unserer Tochter nochmal abgewandelt. Ein wenig geärgert habe ich mich darüber aber schon, und so kam es halt, dass ich solche Sachen dann zukünftig erst gesagt habe, wenn es quasi schon als Fakt in Stein gemeißelt war.

Also, um das Geheimnis nun zu lüften: entschieden habe ich mich bei unserem Zwinger-Namen dann für „Sensitive Souls“. Aus meiner Sicht spiegelt das eine ganz besondere Eigenschaft unserer Belgier wieder, nämlich die, dass unsere Hunde allesamt sehr sensibel sind. Und warum habe ich mich jetzt für eine englischsprachige Variante für den Zwingernamen entschieden? Grundsätzlich bin ich ja ein Freund davon unsere herrliche Sprache zu verwenden, weil ich glaube, dass es so viele Möglichkeiten darin gibt, das auszudrücken, was man gerne sagen möchte. Aber im Hinblick darauf, dass wir mit unseren Hunden ja auch Teil der großen internationalen Gemeinschaft sind, ist ein englischsprachiger Name halt gleich überall zu verstehen. Zumindest hoffe ich das.

Übrigens bekam ich von Ulrike den Tipp, den Namen vor Beantragung auf der Website der FCI (fci.be) zu prüfen, und so zumindest zu sehen, ob ein solcher Name bereits eingetragen ist. Denn in dem Fall kann man sich die Beantragung dann ja sparen, weil ein Name natürlich nur einmal genehmigt und eingetragen werden kann.

Und noch einen kleinen Tipp am Rande kann ich ebenfalls geben: beantragt werden muss der Name bei der Zuchtkommission des jeweiligen Rassehundevereins / -verbands (in unserem Falle also beim DKBS). Dieser leitet den Antrag an den VDH weiter, der den Antrag wiederum an die FCI weiterleitet. In jedem Falle sollte man 2 Alternativ-Namen im Antrag mit aufführen für den Fall, dass der gewünschte Name nicht genehmigt wird. Dies spart zumindest mal eine ganze Menge Zeit ein, denn für die Genehmigung kann man in etwa einen Zeitraum von 8 Wochen einplanen. Und diese Zeit würde natürlich mit jedem neuen Antrag wieder von vorne beginnen.