Einer der ganz wichtigen Punkte, wenn man sich damit beschäftigt, oder auch bereits dazu entschlossen hat, zu züchten, ist es, sich zu überlegen, beziehungsweise zu definieren, was das eigene Zuchtziel ist. Anders ausgedrückt muss ich mir einerseits darüber klar werden, warum ich eigentlich züchten möchte, und andererseits muss ich mir Gedanken darüber machen, was ich mit der Zucht eigentlich erreichen, und in welche Richtung ich züchten möchte.


Doch während ich mir die Frage, warum ich züchten möchte, noch verhältnismäßig einfach beantworten kann, so wird es mit der Antwort auf die folgenden Fragen schon erheblich schwieriger. Am Ende des viel erwähnten Tages – sprich: dieses angestoßenen Prozesses – werde ich tief in mich gegangen sein (müssen).


Also, eines ist aber bereits am Start dieses Findungs-Prozesses klar: am Beginn des Zuchtwunsches darf, bzw. sollte auf keinen Fall eine kommerzielle Motivation als Grund stehen. Denn, wenn ich eine solche Hobby-Zucht eröffnen möchte, sollte ich mir darüber bewusst sein, dass ich damit aller Voraussicht nach nicht reich werden kann. Im Prinzip – zumal ich ja auch im Vorfeld nie wissen kann, ob die Hündin aufnimmt, und wie viele Welpen sie überhaupt bekommt – kann ich froh sein, wenn ich plus/minus/null da rauskomme. Aber dazu im Folgenden mehr. Auch das einfache, für mich sinnlose, Vermehren steht bei mir natürlich nicht zur Debatte. 


Um züchten zu können, beziehungsweise bevor ich mit dem Züchten beginnen kann, muss ich ganz viel investieren. Dies ist natürlich zunächst finanziell gemeint, denn – neben der Tatsache, dass ich ja nicht nur eine Hündin, sondern für diese eine Zuchtzulassung/Zuchtfreigabe benötige – muss ich ja auch dafür sorgen, dass ich einen Welpen-Auslauf habe. Das bedeutet, dass ich beispielsweise eine Wurfkiste benötige. Sicher, die kann und werde ich mir natürlich selber bauen. Aber ich benötige auch einen Welpen-Kindergarten. Auch diesen kann ich nicht von der Stange erwerben. Hier muss ich ebenfalls einiges an Zeit und Geld im Vorfeld investieren, um diesen sinnvoll, stabil und Welpen-sicher aufzubauen. Auch muss ich einen Bereich meines Grundstücks abtrennen, und so befestigen, dass die Welpen nicht unkontrolliert hinlaufen können, wo sie wollen, oder wo es möglichweise auch gefährlich für sie werden könnte. Beispielsweise muss mein Teich mit einem kleinen Zaun so sicher gemacht werden, dass die Welpen dort nicht reinfallen können. Was auch ganz leicht untergeht, sind die anfallenden Kosten für den Antrag auf Zwingernamenschutz und auch die Zwingerabnahme, die in jedem Fall gemacht werden muss, so dass sich der Zuchtverband – in Form des jeweils zuständigen Zuchtwarts, bzw. der jeweils zuständigen Zuchtwartin – davon überzeugen kann, dass die äußeren Rahmenbedingungen für eine erfolgreiche Zucht geschaffen sind. Man sieht also – bevor ich überhaupt daran denken kann, dass ein Welpe wohlbehalten und gut vorbereitet bei seiner neuen Familie einzieht, bin ich mit relativ viel Zeit und Geld in Vorleistung getreten. Tatsächlich muss der Grund dafür, züchten zu wollen, also einen ganz anderen Antrieb haben. Wer züchten möchte, kann dies wohl nur aus Freude an der Rasse und aus Enthusiasmus betreiben.


Was muss ich denn nun investieren, um meine Hündin zuchtfertig zu machen? Auch hier gibt es einige Punkte, die sowohl Zeit als auch Geld kosten. Da wären mal auf der einen Seite Kosten für das Röntgen als auch für die Erstellung des DNA-Profils auf Seiten des Tierarztes und bei Laboklin, dem Labor, mit dem die Belgier-Verbände zusammenarbeiten. Weiterhin fallen Kosten an für die benötigten Ausstellungsergebnisse, also Teilnahmen an mindestens zwei Zuchtveranstaltungen – so denn die nötigen Ergebnisse gleich erreicht werden. Hier sind es nicht nur die reinen Meldegebühren, sondern natürlich auch alle Kosten drum herum: also Versorgung von Mensch und Hund, Fahrtkosten und natürlich auch eventuell Übernachtungen. Schließlich muss ich auch noch die Kosten für die Verhaltensüberprüfung und das Kören berappen. Wenn man mal von den reinen Kosten absieht, dann ist das Ganze auch vom Zeitaufwand nicht unerheblich. Für jede Ausstellung, bzw. Zuchtveranstaltung kann ich mindestens ein komplettes Wochenende verplanen. Last, but not least bekommt ja auch der Deckrüden-Besitzer eine Taxe für die Deckung.


So, dies ist aber bis hierher eine rein nüchterne Betrachtungsweise der ganzen Angelegenheit. Da nun klar sein sollte, dass ein kommerzieller Grund bei mir als persönliches Zuchtziel ausgeschlossen werden kann: was ist denn nun die eigentliche Antriebsfeder für den Zuchtwunsch?


Was mir ganz wichtig ist, ist, meinen Teil dazu bei zu tragen dass unsere Rasse erhalten und gesund bleibt. Dies ist für mich das wichtigste, oberste Ziel, denn ich mag unsere Rasse so, wie sie ist. Natürlich ist es mir im weiteren Verlauf wichtig, dass die Hunde im Wesentlichen optisch dem definierten Rasse-Standard entsprechen. Weitaus wichtiger ist es mir aber darüber hinaus, dass unsere Hunde gesund sind und auch bleiben. Dazu gehört es ganz sicher auch, Entwicklungen mitzubekommen und zu beobachten, und in der Konsequenz auch die zu verpaarenden Hunde mit ihren Ahnenlinien gut unter die Lupe zu nehmen. Tatsächlich ist das echt eine Wissenschaft für sich. Und last, but not least, ist natürlich der Charakter der Hunde äußerst wichtig. Was nützt mir ein schöner Hund, den ich aber wegen seines Charakters und seiner Eigenarten nicht auf die Menschheit loslassen kann? OK, soweit das allgemeine, das ich bereits für mich definieren kann.

In welche Richtung sollte meine Zucht dann aber gehen? Möchte ich reine Arbeitshunde? Möchte ich Hunde, die sich gut für den (Hunde-)Sport eignen? Oder möchte ich einfach nur richtig gute und tolle „Familienhunde“ züchten? Angesichts der Tatsache, dass sich so gut wie jeder Belgier für den Sport eignet, und auch angesichts der Tatsache, dass es ganz viele Menschen gibt (und das bezieht sich jetzt nicht nur auf unsere Rasse), die sich entweder nicht richtig mit der gewünschten Rasse auseinandergesetzt haben, oder die auch die angeschafften Hunde nicht oder nicht ausreichend auslasten, bzw. beschäftigen können, habe ich für mich zum jetzigen Zeitpunkt beschlossen, meinen Schwerpunkt darauf zu legen, dass die Hunde vor allem für das tägliche Leben und Miteinander geeignet sein sollen. Es sollen also wesensfeste, alltags- und familientaugliche Hunde sein. Und dies schließt – wie bereits erwähnt – die Eignung zum Sport ja nicht aus. Mit diesem Ziel ist es für mich selbstverständlich, dass meine Hunde mit mir im Haus zusammenleben. Eine Zwingerhaltung käme für mich da niemals in Betracht, denn die Hunde sind nicht nur Familienmitglieder, sondern ein ganz wichtiger Bestandteil in meinem Leben. Das Gleiche würde später dann natürlich auch für die Welpen gelten. Auch diese würden gemeinsam mit mir und den anderen Hunden in Haus und Garten leben. Immerhin lernen sie so auch von Beginn an den Familienalltag kennen, und können einige wichtige Eindrücke und Erfahrungen für ihr weiteres Leben sammeln. 


Am Ende der Zeit, die die Welpen bei und mit mir verbringen, steht da dann auch noch ein Auswahl-Prozess, bei dem einerseits entschieden werden muss, welche Welpen-Interessenten einen Welpen bekommen, und welchen Interessenten abgesagt werden muss. Andererseits muss entschieden werden, welcher Welpen-Interessent welchen Welpen bekommt. Auch hier gibt es verschiedene Philosophien. Die einen Züchter lassen die Interessenten sich die Welpen selbst aussuchen, die anderen Züchter suchen die Welpen anhand Ihrer Erfahrung für die Interessenten und Ihrer jeweiligen Situation aus. Auch dieser Prozess hat im weitesten Sinne etwas mit dem „Warum“ und dem Zuchtziel zu tun, denn es soll ja alles stimmig und passend sein – zumindest soweit ich darauf Einfluss nehmen kann. Alles in allem hoffe ich für die Zukunft, dass alle von mir gezüchteten Welpen in die Hände vermittelt werden, die am besten zum jeweiligen Welpen passen, und dass ich mit dieser Entscheidung sowohl im Sinne des Welpen als auch des Welpenkäufers immer richtig liege.