sinnvoll oder nicht?
Im Laufe eines (oder mehrerer) Hundeleben(s) stellt man sich viele Fragen. Manche Fragen tauchen auch wirklich erst nach einiger Zeit auf, denn sie erscheinen einem am Anfang nicht wichtig genug. Und tatsächlich haben Hunde ja heute auch eine ganz andere Bedeutung, als noch zu der Zeit, in der ich meinen ersten Hund bekam – ende der 1970er. Und nicht nur die Bedeutung unserer geliebten Fellnasen hat sich geändert, auch das ganze Drumherum hat neue Bedeutungen und Gewichtungen erhalten.
In meinem Leben hatte ich schon einige Hunde – längst nicht alles Belgier. Doch habe ich mir zu keiner Zeit bei auch nur einem meiner Hunde die Frage gestellt, ob ich eine Krankenversicherung benötige oder eben auch nicht. Mittlerweile sieht das Ganze etwas anders aus. Mittlerweile leben nicht nur ein oder zwei Hunde bei uns, sondern ein ganzes Rudel. Und tatsächlich hat man mittlerweile das Gefühl, dass man doch mehr Geld beim Tierarzt seines Vertrauens lässt, als einem das lieb ist -nicht zuletzt durch die letzte, aktuelle Anpassung der Gebührenordnung für Tierärzte. Angefangen bei Impfungen über allgemeine Untersuchungen oder auch kleinere oder größere Verletzungen. Nein, bis auf die letzten Monate im Leben meiner Ronja, einer schwarzen Schäferhündin, gab es keine größeren und nennenswerten Erkrankungen meiner Hunde, die so richtig „ins Geld“ gegangen wären. Entweder waren meine Hunde besonders robust, oder ich hatte einfach nur Glück. Also, jedenfalls habe ich dann irgendwann angefangen, mich doch mit diesem Thema zu beschäftigen. Wobei für mich gedanklich eine Voll-Versicherung nie in Frage kam. Warum nicht? Nun, ausgehend davon, dass monatlich pro Hund auf jeden Fall ein Betrag von mindestens 50 EUR fällig wären, würde das bei mehreren Hunden schon ein ordentliches Budget verschlingen. Also habe ich mich – auch mit den Erfahrungen meiner vorherigen Hunde – mit dem Gedanken angefreundet, zumindest eine OP-Versicherung für jeden Hund abzuschließen. Mein Gedanke hierbei war, dass dies sicher die Kosten wären, bei denen schnell hohe Beträge zustande kommen würden. Da meine Hunde mit mir ja auch im Hundesport aktiv waren und sind, kamen mir hier als erstes Verletzungen des Bewegungsapparates in den Sinn. Alleine bei einem Kreuzbandriss kann man sicherlich zweieinhalbtausend EUR an Kosten veranschlagen.
Aber ganz so weit muss man mit den Verletzungen gar nicht gehen. Als wir unsere erste Tervueren-Hündin Orelia gerade ein paar Monate hatten, hat sie sich beim Spielen mit den Rüden im Garten die Schulter ausgekugelt. Gut, dass ist jetzt keine so schwerwiegende Erkrankung – schon gar keine, die operiert werden muss –, aber an dieser Verletzung wurde mir wieder ganz schnell klar, wie schnell doch etwas passieren kann.
Und, mal in eine ganz andere Richtung gedacht, nämlich die des (angehenden) Züchters: was ist, wenn die Geburt eines Wurfs nicht regulär verläuft, sondern ein Kaiserschnitt von Nöten ist? Auch dann werden ganz schnell 4-stellige Beträge fällig. Es geht mir hier auch gar nicht darum, ein Schreckens-Szenario zu kreieren, sondern einfach nur realistisch die Risiken abzuwägen. Und da ist es nun mal so, je mehr Hunde man hat, und dann vielleicht auch noch züchtet, dass das Risiko des Gangs zum Tierarzt oder in die Tierklinik steigt.
Um zu einer einigermaßen fundierten Entscheidung zu kommen, ist es wichtig, dass man sich nicht auf sein Gefühl und sein (hoffentlich gut funktionierendes) Gedächtnis verlässt. Denn wenn man einfach nur versucht, die Jahre vor seinem inneren Auge Revue passieren zu lassen, fallen einem natürlich gar nicht alle Kosten ein, die man bei einem Tierarzt oder in einer Tierklinik beglichen hat. Wer denkt schon an die Bindehautentzündung, die der Hund letztes Jahr im Herbst hatte? Ratsam ist es also, sich mal hinzusetzen, und alle Rechnungen zu addieren, und so zu schauen, wie viel Geld der Hund in dieser Richtung tatsächlich verursacht hat. Auch kann man natürlich zwischen Operationen und deren Folgekosten sowie anderen „normalen“ Kosten unterscheiden, und diese Aufwände miteinander vergleichen. Als ich dann soweit war, und die Kosten aufgeschlüsselt und sortiert hatte, hatte ich das Gefühl, dass ich eigentlich gleich einen Dauerauftrag einrichten, oder einen Teil meines Gehalts direkt an meine Tierarzt-Praxis überweisen lassen könnte. Ja, Spaßeshalber habe ich so zu mir selbst gesagt, dass ich ja wohl die Praxis alleine finanzieren würde. Nein, so ist es natürlich nicht, denn man muss alles in die richtige Relation setzen.
Tatsächlich muss man auch – wenn man sich denn für eine Krankenversicherung entschieden hat – vergleichen, welche Versicherung für die eigene individuelle Situation den meisten Sinn ergibt. Auch das Modell ist sicherlich entscheidend. Möchte ich niedrige Beiträge haben und nehme lieber eine Selbstbeteiligung in Kauf, oder möchte ich eine einhundertprozentige Kostenerstattung erhalten, und bin dafür bereit, hohe Beiträge zu leisten? Es gibt einige Variablen in diesem „Spiel“ die es einem erlauben, verschiedene Modelle durchzurechnen. Und manche Modelle hängen dann ja auch von der Versicherungsgesellschaft ab, denn längst nicht jeder der Anbieter bietet die gleichen Leistungen oder die gleichen Modelle. Es lohnt sich auf jeden Fall ein Vergleich, so dass man das für sich optimale Paket – sofern man sich denn grundsätzlich für eine Versicherung entschieden hat – schnüren kann.
Mittlerweile haben wir alle „Für und Wieder“ und „Wenn und Aber“ gegeneinander abgewogen, und haben doch eine Krankenversicherung für unsere Hunde abgeschlossen. Und ja, es ist sogar eine Voll-Versicherung. OK, die Konstellation hat sich bei uns geändert. Mittlerweilen gehören zum Rudel sechs Tervueren. Und die Anzahl der Hunde im Rudel hat dafür gesorgt, dass wir eine Rudelversicherung abschließen konnten. Runtergebrochen auf den einzelnen Hund sind wir nun bei monatlichen Beträgen für die Versicherung, die sich wirklich im Rahmen des Erträglichen bewegen. Nichts desto trotz hoffen wir natürlich, dass wir die Versicherung nicht allzu häufig in Anspruch nehmen müssen, und unsere Hunde weitestgehend gesund bleiben.
Ehrlicherweise muss ich aber auch sagen, dass ich – wäre es bei einem Hund für uns geblieben – vermutlich keine Krankenversicherung abgeschlossen hätte. Hier wäre ich – wie bei allen Hunden, die ich vorher hatte – ins Risiko gegangen, und hätte einfach gehofft, dass es sich entsprechend ausgeht. Es gibt am Ende des Tages also keine ultimative Empfehlung. Die Frage, ob die Krankenversicherung nötig ist oder nicht, muss dann jeder für sich selbst beantworten. Wer bereits mehrere Hunde in seinem Leben hatte, kann auf einen mehr oder weniger umfangreichen Erfahrungsschatz zurückgreifen. Wer seinen ersten Hund hat oder bekommt, muss diese Erfahrungen naturgemäß erst sammeln.