Immer mal wieder werde ich bei meinen Hundespaziergängen auf meine Hunde angesprochen. Interessant sind die Fragen deshalb, weil die Leute eigentlich durchweg positiv reagieren. Bislang immer auf Leon, meinen Großen, nun zunehmend auch auf Omero, meinen Junghund. Die Frage, die ich am meisten höre ist: „Ist das ein Collie-Mischling?“. Ab und zu kommt dann auch mal die Frage: „Was steckt denn da alles drin?“. Einerseits finde ich es schade, dass die Leute gar nicht entdecken, dass es sich bei meinen Hunden um Belgische Schäferhunde handelt, sondern dass unsere Rasse eigentlich relativ unbekannt ist – zumindest fast alle Varietäten außer den Malinois. Antwortet man dann, dass es sich um Belgische Schäferhunde handelt, dann bekommt man als Reaktion meistens, dass man sich die Belgischen Schäferhunde doch anders vorgestellt hat. Und wie? Na, eben wie die Malinois. Außerhalb des Kosmos in dem wir uns bewegen, sind die anderen Varietäten offensichtlich relativ unbekannt. Andererseits finde ich es auch ganz gut, dass unsere Rasse, bzw. die Varietäten nicht ganz so bekannt sind, weil dann nicht die Gefahr besteht, dass sie zu Modehunden werden, was ganz sicher nicht nur mit Vorteilen verbunden wäre.
Interessant waren auch Gesprächsfetzen, die ich während eines Spaziergangs von einer Unterhaltung eines mir entgegenkommenden Paares mitbekommen hatte: „Schau mal Schatz, ein Herder…“. Nein, ich habe das nicht aufgeklärt. Irgendwie war ich wohl viel zu perplex, dass mir gar nicht in den Sinn gekommen ist, dass man einen Tervueren mit einem Herder verwechseln kann.
Aber wie bin ich eigentlich zu den Belgiern gekommen? Irgendwie war ich schon als Kind Hunde-verrückt. Wo das ursprünglich herkam, kann ich gar nicht nachvollziehen, zumal meine Eltern beide keine Affinität zu Hunden hatten. Vielleicht war auch das Fernsehen mit seinen Filmen und Serien wie „Lassie“ daran schuld. Egal wann auch immer ich den Wunsch nach einem Hund äußerte, er wurde von meinem Vater niedergeschmettert, weil er einfach keinen Hund haben wollte. Und das ist auch heute noch so. Er hat nichts gegen Hunde, möchte aber in seinem Haushalt keinen Hund haben. Meine Mutter ist da nicht so strikt gegen einen Hund. Naja, an meinem 12. Geburtstag jedenfalls war ich krank. Und so kam es, dass sich meine Eltern endlich breitschlagen ließen, und mir den Wunsch nach einem Hund erfüllten. Da ich schon häufig und regelmäßig den Cocker Spaniel von Bekannten ausgeführt und versorgt hatte, sollte es nun also ein Cocker werden. Lieber wäre mir schon damals ein Deutscher Schäferhund gewesen, aber meine Mutter hatte Angst vor Schäferhunden. So suchten wir also einen Züchter von Cocker Spaniel. Die Suche war natürlich schnell erfolgreich – auch wenn damals noch keiner das Internet oder Smartphones kannte. Eine Anzeige in der Tageszeitung und eine öffentliche Telefonzelle mussten herhalten zur Kontaktaufnahme mit dem Züchter. Und so fuhren wir eines Sonntags nach Paderborn, um uns einen Hund zu holen. Unglücklicherweise waren die Welpen alle in Quarantäne, weil sie Flöhe hatten. Die Welpen waren auch nicht beim Züchter selbst untergebracht, sondern bei seinen Eltern. So konnten wir also keinen Hund mitnehmen. Wie es der Zufall wollte, waren aber auch die Eltern selbst Züchter, und hatten gerade einen Wurf Zwerglanghaardackel. Es fing an, fieberhaft in meinem Hirn zu arbeiten. Ich überredete meine Eltern doch einen Dackel mitzunehmen. Wahrscheinlich traute ich meinem Vater nicht richtig, und befürchtete, dass er sich die Sache mit dem Hund noch mal überlegen könnte, wenn wir nicht sofort einen mitnehmen würden. Ja, so kam ich zu meinem ersten Hund.
Im Laufe der Jahre, ich war längst erwachsen und hatte eine eigene Familie gegründet, folgten einige weitere Hunde. Mit einer Ausnahme waren es jedenfalls alles keine Schäferhunde. Schäferhunde passten irgendwie nie zu unseren Lebenssituationen, in denen wir steckten. Irgendwann waren dann die Kinder groß genug, so dass wir uns doch an einen komplett schwarzen Schäferhund trauten. Ronja war ein super lieber Hund, der für mich perfekt war. Ja, Ronja war für mich ein Seelenhund. So hatte ich mir immer einen Hund vorgestellt. Theoretisch brauchte ich bei ihr weder Leine noch Halsband, sie gehorchte aufs Wort. Sie hatte nur eine Macke: sie war süchtig nach Bällen. Aber das ist eine andere Geschichte. Leider musste ich Ronja viel zu früh gehen lassen, denn sie erkrankte mit 9 Jahren an Leberkrebs.
Nachdem die Kinder dann wirklich entweder schon aus dem Haus oder zumindest aus dem Gröbsten raus waren, kam es, wie es kommen musste: meine Frau und ich trennten uns. Nun war für mich auf einmal die Gelegenheit gegeben, mir meinen Kindheitstraum zu verwirklichen. Jetzt stand für mich fest, dass ich mir einen Schäferhund holen wollte. Also habe ich mich intensiv wieder mit Schäferhunden beschäftigt. Ein Deutscher Schäferhund? Aber die sind überzüchtet, dachte ich mir. Und die haben so viele gesundheitlichen Probleme, wie beispielsweise der HD. Natürlich bin ich mir nicht sicher, ob das tatsächlich den Tatsachen entspricht, aber so ist halt die landläufige Meinung, und so ist die Berichterstattung in den Medien. Naja, ich wollte einen Hund, der einerseits die positiven Schäferhund-Eigenschaften und andererseits Robust- und Gesundheit in sich vereinigt, haben. Und so beschäftigte ich mich immer intensiver auch mit dem Belgischen Schäferhund. Alles, was es auf die Schnelle zu lesen gab, verschlang ich. Alle möglichen Beiträge im Internet suchte ich mir raus – die positiven genauso, wie die negativen.
Ein temperamentvoller Hund, der bis ins hohe Alter spielfreudig ist, der immer neugierig bleibt, und sich dabei immer anpassen kann, ja das hörte sich genauso an, wie ich mir meinen zukünftigen Hund vorstellte. Ein Hund, der keine Schlaftablette ist, mit dem ich aktiv meine Freizeit gestalten kann, der alles mitmacht, vom Hundeplatz bis zum gemeinsamen Couching, ja, das war es. Lange Wanderungen und überhaupt viel Zeit gemeinsam in der Natur verbringen und dabei Spaß haben, das war meine Vorstellung. Es sollte ein Hund sein, der gut und schnell neue Dinge lernt und dabei Spaß hat. Gleichzeitig wollte ich keinen Hund haben, vor dem die Menschen Angst haben. Ja, natürlich soll er auch Heim und Familie beschützen im Ernstfall. Auch die körperlichen Eigenschaften passten für mich einfach: ich wollte einen mittel-großen bis großen Hund, aber keinen Riesen. Dass er dabei auch noch nett anzuschauen ist, wäre natürlich die Krönung. Alles, was ich mir von meinem zukünftigen Hund erhoffte, vereinigt der Belgische Schäferhund in sich. Ich hatte also tatsächlich meinen Traumhund gefunden.
Schließlich war ich mir ganz sicher, dass es ein Belgier werden sollte. Die Rassebeschreibungen, die Eigenschaften und auch fast alle Erfahrungsberichte überzeugten mich vollends. Natürlich hatte ich mir die Belgier dann auch live angesehen. So richtig verliebt habe ich mich dabei in die Langhaar-Varietäten. Gezielt suchte ich dann – weil ich einfach langhaarige Hunde mag, gleichzeitig aber mit Ronja die Erfahrung gemacht hatte, dass viele Menschen Angst vor schwarzen Hunden in der Größe haben – nach Tervueren. Ja, und so kam ich zu meinem ersten Belgier.