ein Erfahrungsbericht für Hartgesottene
Alles begann im Oster-Urlaub 2023, den wir in Schleswig-Holstein an der dänischen Grenze verbrachten. Ein eigentlich sehr schöner Urlaub endete sehr ernüchternd. Einen Tag bevor unser Urlaub endete und wir wieder nach Hause fahren wollten, schien es, als ob unser Leon plötzlich aus der Nase blutete. Voller Schrecken fingen wir an zu überlegen, welche Ursachen das haben könnte. Smartphone aus der Tasche geholt und Dr. Google befragt. Alles deutete auf eine Vergiftung hin. Doch wo sollte sich Leon vergiftet haben? Und womit? Wir überlegten fieberhaft hin und her. Ein paar Tage zuvor hatten wir uns ein Haus angesehen, in das wir uns hätten vorstellen können zu ziehen. Dort gab es auf dem Grundstück und ihm Haus aufgrund des langen Leerstandes an vereinzelten Stellen ausgelegtes Rattengift. Leon war der einzige Hund, den wir bei der Besichtigung mitgenommen hatten. Also war für uns vordergründig schon einmal die Ursache gefunden. Schnell versuchten wir einen Tierarzt ausfindig zu machen, der uns helfen konnte. Doch Samstag am späten Abend Fehlanzeige auf dem Land! Nachdem Leon wieder aufhörte zu bluten, und ihm auch sonst augenscheinlich nichts Probleme bereitete, beschlossen wir bis zum nächsten Tag zu warten, und ihn uns nochmal genau anzusehen. Am nächsten Tag fehlte Leon nichts und er war so fidel, wie er immer war. So fuhren wir am Sonntag den langen Weg zurück nach Rheinland-Pfalz. Als wir zuhause ankamen, wartete bereits meine Tochter auf uns. Wir luden die Autos aus, als meine Tochter plötzlich meinte, dass Leon aus der Nase blutete. Nun wurde ich sehr nervös und stürmte zu meinem Hund. Wir untersuchten Leon wieder eingehend, und stellten fest, dass das Blut nicht aus der Nase kam, sondern von seinem Penis. Und da er sich dort offensichtlich wund gelegt hatte, kam das Blut an seiner Nase von dort. Mir ließ das Ganze keine Ruhe und so packten wir Leon wieder ins Auto und fuhren in eine der nächstgelegenen Tierkliniken. Und so nahm die Krankengeschichte ihren Lauf.
In der Tierklinik wurde Leon untersucht und die diensthabende Tierärztin diagnostizierte einen Präputial-Katarrh. Mit dieser Diagnose wurden wir zurücküberwiesen an unseren Haus-Tierarzt. Man verschrieb Leon Antibiotikum. Auch der Haus-Tierarzt kam auf die gleiche Diagnose und behandelte entsprechend weiter. Nachdem das Antibiotikum nicht anschlug, verschrieb man ein weiteres, anderes Antibiotikum. Aber auch dieses half nicht. Tage und Wochen vergingen ohne dass sich eine Besserung eingestellt hätte. Weil ich mich damit nicht zufriedengegeben habe, überlegte auch die Tierarzt-Praxis nach anderen Ursachen. So empfahl man mir eine Biopsie, um zu eruieren, ob es sich gegebenenfalls um Krebs handeln könnte. Alleine der Gedanke daran war für mich schon unerträglich. Das Warten auf das Laborergebnis quälte auch ungemein. Endlich war da Ergebnis da. Es machte sich pure Erleichterung breit, denn Krebs konnte nicht nachgewiesen werden. Das war also nicht die Ursache. Was könnte es denn dann sein? Eine weitere Laboruntersuchung wurde durchgeführt, denn nach Meinung der Tierarztpraxis könne es jetzt wohl nur noch eine Autoimmunerkrankung sein. Wieder ein paar Tage der Hoffnung und des Bangens verhingen. Aber auch dieses Ergebnis brachte glücklicherweise kein Ergebnis. Auch eine Autoimmunerkrankung konnte nicht nachgewiesen werden.
Da ich mit meiner Haus-Tierarzt-Praxis nicht weiterkam, wechselte ich die Praxis. Doch auch die neue Haustierarzt-Praxis – mit der ich im Übrigen grundsätzlich viel zufriedener bin als mit der alten Praxis – fand keine anderen Erklärungsansätze.
In der Zwischenzeit verschlechterte sich der Zustand von Leon zusehends. Mittlerweile war nicht nur das Präputium betroffen, sondern ein Bereich unter dem rechten Auge sowie die Nase. Unter dem Auge gingen die Haare aus und die Haut wurde wund. Die Nase sah sehr gruselig aus: sie war völlig wund, krustig und löchrig wie ein Schweizer Käse. Man sah förmlich wie Leon litt. Er hatte keine rechte Lebensfreude mehr. Nichts machte ihm Spaß. So konnte es nicht weitergehen.
Wir suchten eine weitere Tierarztpraxis auf in der Hoffnung, dass man ihm dort helfen konnte. Dort zog man etwas andere Schlüsse aus Leons Krankheitsbild und kam zu einer Erkrankung, die mit dem Übergang zwischen Bindehaut und Haut zu tun hatte. Er bekam nun Kortison verschrieben, dass er 2 x am Tag nehmen sollte. Doch auch wenn wir gehofft hatten, dass es damit besser würde: wir wurden leider wieder eines Besseren belehrt. Nun wurde alles noch schlimmer als vorher. Leon fing an aufzugehen wie ein Hefekloß. Und – fast noch schlimmer –: er konnte den Urin nicht mehr bei sich behalten, wurde also zumindest zeitweise inkontinent. Wenn er sich entleeren musste, so tat er dies wo auch immer er stand. Und er entleerte sich immer komplett. Dies waren immer sehr große Mengen und wir kamen gefühlt aus dem Putzen gar nicht mehr heraus. Um dieses Problem einzudämmen, musste er fortan Rüden-Windeln tragen. So zumindest bekamen wir seine Inkontinenz in den Griff. Es war in der Zwischenzeit ein dreiviertel Jahr vergangen ohne dass wir bei der Lösung des Problems auch nur ein Stückchen weitergekommen wären. Und wieder standen wir gefühlt an der gleichen -Stelle: so konnte es nun wirklich nicht weitergehen. Wir setzten eigenmächtig das Kortison ab.
Dann hatten wir eine weitere Idee, von der wir uns weiteren Aufschluss erhofften: wir beschlossen eine Dermatologin aufzusuchen – also eine Hautspezialistin. Nach einiger Recherche wurden wir dann auch fündig. Nach Schilderung unseres Problems bekamen wir sehr schnell einen Termin. Also machten wir uns mit Leon auf nach Köln. Die erste Untersuchung ergab eine für uns niederschmetternde Diagnose: die Ärztin teilte uns ihre Vermutung mit: Verdacht auf Lupus – also eine Autoimmunerkrankung. Alle Anzeichen und Symptome würden dafürsprechen. Sie empfahl uns erneu eine Biopsie um ihre klinische Diagnose labortechnisch abzusichern. Erneut legten wir Leon eine Woche später in Narkose, um die Biopsie vorzunehmen. Insgesamt 5 Proben wurden an verschiedenen Stellen seines Körpers entnommen. In der Zeit bis zum Vorliegen des Laborergebnisses machten wir uns bereits Gedanken über die Zeit danach und wie wir die Krankheit behandeln würden. Wir setzen uns mit den von der Ärztin genannten Medikamenten auseinander, und hofften, dass dann das Medikament mit den geringsten Nebenwirkungen anschlagen würde. Dies sollte Apoquel sein, was wir direkt nach der Biopsie bereits verabreichen sollten. Leon schlug auf Apoquel an, und sein Zustand verbesserte sich schlagartig. Eine knappe Woche später lag dann das Labor-Ergebnis vor. Und: erneut gab es eine Überraschung. Es konnte weder Lupus nachgewiesen werden noch eine Autoimmunerkrankung. Dies ist einerseits gut, weil sich damit die Horror-Diagnose zum Glück nicht bestätigte, aber anderseits wissen wir wieder nicht, an welcher Krankheit Leon leidet. Wir kämpfen also nach wie vor nur gegen die Symptome. Immerhin: Leon geht es seitdem wieder gut. Die Symptome sind weg, er hat wieder richtig Lebensfreude. Er scheint wieder ganz der Alte zu sein. Das freut uns natürlich.
Auch wenn es ihm vordergründig und augenscheinlich wieder gut geht, so geben wir uns damit nicht zufrieden. Nun schlagen wir einen anderen Weg ein. Da uns die Schulmedizin hier bislang nicht weitergeholfen hat – und zudem alles in allem etwa 7.000 EUR an Kosten verursacht hat –, werden wir nun alternativ die Tierheilpraxis als möglichen Lösungsansatz hinzuziehen. Immerhin können wir ja auch nicht ausschließen, dass es etwas anderes gibt, was Leon beschäftigt. Immerhin hat sich sehr viel in seinem Leben in den letzten Jahren verändert. Insofern müssen werden wir nun auch solche Aspekte berücksichtigen, um Leons Problem ganzheitlich zu betrachten.
Die niederschmetternde Diagnose hat sich also zum Glück nicht bestätigt. Ob es deswegen halb so wild ist, kann ich zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht sagen. Wir bleiben weiter „am Ball“ und geben nicht auf, bis wir der Ursache auf den Grund gegangen sind. Auf jeden Fall sieht es so aus, dass wir es hier glücklicherweise nicht mit einer vererbbaren Erkrankung zu tun haben. Denn auch dies haben wir in Betracht gezogen. Aber weder einer seiner Vorfahren noch einer seiner Nachkommen zeigt(e) ein ähnliches Krankheitsbild.
Fortsetzung folgt…